Düsseldorf. Der erste Gratulant war kein Geringerer als der IOC-Präsident höchstpersönlich. Thomas Bach rief eine Minute nach dem Wahlsieg von Thomas Weikert beim alten und neuen ITTF-Chef an, um seine Glückwünsche loszuwerden. Mit 118 Stimmen wurde Weikert am Mittwoch-Nachmittag in Düsseldorf beim Annual General Meeting, der jährlichen Vollversammlung der ITTF, für die nächsten vier Jahre zum Präsidenten gewählt. Sein Herausforderer, Belgiens ehemaliger Weltklassespieler Jean-Michel Saive, erhielt von den Delegierten 90 Stimmen.
„Ich danke meinem Team für all die Unterstützung, die sie mir geben, seit ich Präsident bin“, sagte Weikert. „Danke an alle nationalen Verbände für ihr Vertrauen in mich, weiterhin Präsident zu sein. Ich verspreche, weiterhin mein Bestes zu geben, um den Sport auf neue Höhen zu bringen und alle von mir gesetzten Ziele zu erreichen.“
Von 2009 an war der Limburger Anwalt mit eigener Kanzlei Vizepräsident der ITTF, 2013 wurde er Stellvertreter des damaligen Präsidenten Adham Sharara. Am 1. September 2014 hatte Weikert das Amt von seinem Vorgänger übernommen. Sharara, der Weikert seinerzeit förderte, war in den vergangenen Wochen als Unterstützer von Jean-Michel Saive aufgetreten und hatte Lobbyarbeit für den Belgier und gegen den Deutschen gemacht. „Das hat mich persönlich sehr getroffen und das habe ich auch noch nicht verarbeitet“, gab Weikert nach seiner Wahl offen zu.
„Intensiver Wahlkampf“
„Thomas hat in der ITTF viele Veränderungen herbeigeführt, einige davon dürften seinem Vorgänger nicht gefallen haben. Er hat sich aber nicht von seinem Weg abbringen lassen. Es war ein intensiver Wahlkampf mit vielen Hintergrundgeräuschen und Aktivitäten. Ich freue mich, dass bei Thomas nun die ganze Anspannung der vergangenen Wochen abfallen und er sich wieder stärker auf die Umsetzung der inhaltlichen Ziele konzentrieren kann“, erklärte DTTB-Präsident Michael Geiger. DTTB und auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatten die Kandidatur Weikerts für das höchste Amt im mitgliederstärksten Sportverband der Welt unterstützt. DOSB-Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Vesper richtete vor der Wahl seine Worte an das Plenum und ehrte Weikert mit dem „Badge of Honor“ des DOSB.
„Wir sind alle sehr erleichtert. Es freut mich persönlich sehr, dass Thomas für seine hervorragende Arbeit in den vergangenen Jahren belohnt wurde und heute auch die von ihm präferierten Kandidaten als Vizepräsidenten gewählt worden sind. Gemeinsam mit seinem gewünschten Team kann er auf die Ziele hinarbeiten“, sagte DTTB-Präsident Geiger.
ITTF steigert Marketingerlöse
Vor dem Wahlgang hatten die beiden Kandidaten sich und ihr Programm exakt zehn Minuten lang präsentieren dürfen, zeigten eigene Erfolge auf und formulierten Ziele. Weikert war als erster an der Reihe und stellte vier Kernthemen in den Vordergrund: Transparenz, Entwicklungsarbeit, Marketing und TTX, eine leicht abgewandelte Form des Tischtennis, das bei jedem Wetter einfach spielbar ist. Die Erfolge seiner Amtszeit ließ er ebenfalls Revue passieren und sprach unter anderem die gestiegenen Marketing-Erlöse an: „2015 und 2016 hatten wir in der ITTF etwa sieben Millionen Dollar zu Verfügung, 2017 und für die kommenden Jahre sind es vorsichtig gerechnet elf Millionen. Um unsere Ziele zu verwirklichen, brauchen wir das Geld“, sagte Weikert und verkündete sogleich einen neuen Sponsoren-Vertrag mit dem nordamerikanischen Unternehmen „GoDaddy“. Die gestiegenen Finanzmittel würden unter anderem in Entwicklungsarbeit gesteckt, um Länder, in denen der Sport noch nicht so ausgeprägt ist, mit Tischtennis-Material und -Bildung zu unterstützen.
Jean-Michel Saive versuchte es in seiner Präsentation auf die emotionale Schiene, zeigte ein Video seines Werdegangs, Treffen mit Größen aus Politik und Sport und betonte: „Meine Mutter ist belgische Meisterin geworden, als sie mit mir schwanger war. Ich habe Tischtennis in den Genen.“ Inhaltlich versuchte der siebenfache Olympia-Teilnehmer mit den Themen Plastikball und Stabilität zu punkten. „Bis Tokio 2020 solle es keine Regeländerungen geben, damit sich die Spieler in Ruhe darauf vorbereiten können“, sagte Saive. Nach der Ergebnisverkündung gratulierte er seinem Kontrahenten. „Ich habe nicht nur deswegen einen hohen Respekt vor Jean-Mi.“, sagte Weikert und fügte lächelnd hinzu: Mein Sieg heute war eine Revanche für die Niederlage beim TTX in Rio de Janeiro, als er mich vernichtend geschlagen hat.“
Für DTTB-Präsident Michael Geiger hat die Wahl seines Vorgängers eine Signalwirkung. „Die Wahl ist ein Zeichen für den deutschen Sport. Es gibt nicht viele internationale Präsidenten aus Deutschland. Ich bin auch sehr dankbar, dass DOSB-Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Vesper heute hier war und der DOSB im Vorfeld die Wahl von Thomas insbesondere auf internationaler Ebene unterstützt hat.“
Keine weitere Amtszeit von Weikert über 2021 hinaus
Der alte und neue ITTF-Chef betonte in der Pressekonferenz am Abend in der Messe Düsseldorf, dass es definitiv seine letzte Amtsperiode sein werde. „Wenn ich sage, ich stehe für Good Governance, dann ist es auch mein persönlicher Standunkt, dass zwei Amtszeiten für mich als Präsident genug sind und dann eine neue Person mit neuen Ideen kommt. 2021 werde ich nicht mehr kandidieren“, stellte Weikert klar. Bis dahin kann der 55-Jährige mit seinem Wunschteam arbeiten. Die von Weikert erhofften acht Vizepräsidenten erhielten von der Delegierten-Versammlung ein positives Votum.
ITTF mit nun 226 Nationen der größte Sportverband der Welt
Eine weitere frohe Kunde gab es aus dem AGM: Die ITTF ist nun offiziell der größte Sportverband der Welt. Mit der Aufnahme von den Bahamas, Cap Verde, Eritrea und Guinea-Bissau wuchs die Gemeinde auf 226 Nationen. Tischtennis wird nun in jedem Land der Welt gespielt. „Ich war vor kurzem selbst in Guinea-Bissau. Im Vorfeld wurde viel von Malaria und Gelbfieber gesprochen. Was ich dort erlebt habe, waren Menschen voller Stolz, Freude, die gespielt und getanzt haben“, sagte Weikert. Zwar sei das große Ziel von 226 Nationen erreicht, die eigentliche Arbeit ginge aber jetzt erst richtig los, betonte er.
Im Rahmen des AGM fand zudem eine Ehrung für den Deutschen Tischtennis-Bund statt. Präsident Michael Geiger und Vizepräsidentin Heike Ahlert nahmen für den DTTB für die Ausrichtung des LIEBHERR Men's World Cup in Saarbrücken aus den Händen des von ITTF-Vizepräsident Khalil Al-Mohannadi (Katar) die Auszeichnung für das beste Weltpokalturnier des Jahres 2016 entgegen.
ITTF-Präsident: Thomas Weikert
Vizepräsidenten: Petra Sörling (Schweden), Shi Zhihao (China), Nestor Tenca (Argentinien), Alaa Meshref (Ägypten), Khalil Al-Mohannadi (Katar), James Morris (Neuseeland), Masahiro Maehara (Japan), Bruce Burton (Kanada)